Früher wurde der Wein in Fässern oder in Schläuchen aus Tierhaut transportiert und gelagert. Dadurch konnte der Wein dann auch Fehltöne aus den Behältern annehmen.
Doch im 17. Jahrhundert wurde die Glasflasche erfunden und gegen Ende des 17. Jahrhunderts auch der passende Verschluss: Der Korken
Somit ist Kork der älteste Verschluss für Weinflaschen und wir lieben den „Plopp“-Ton, beim Öffnen einer Flasche.
Aber ist er noch ein zeitgemäßes Produkt?
Sein Hauptproblem ist der sogenannte „Korkschmecker“. Das liegt an einer chemischen Substanz TCA (Trichloranisol), die bei der Produktion von Korken entstehen kann.
Ich habe mal gelesen, dass ein Teelöffel ausreichen würde, damit der ganze Bodensee nach Kork schmeckt. Zum Glück ist noch keiner auf die Idee gekommen, das auszuprobieren, aber es zeigt, dass schon eine winzige Menge davon ausreicht, um unerwünschte Fehltöne zu erzeugen. Diese müssen nicht immer so offensichtlich wie beim Korkschmecker sein, sondern es kann dem Wein einfach Frische fehlen. Er schmeckt dann oft eindimensional ohne dass es hierzu einen Grund zu geben scheint.
Ein guter, langer Korken verschließt eine Flasche optimal und ermöglicht dem Wein eine langsame Reife, da er atmen kann.
Da aber 90% aller Weine innerhalb von ca. 3 Jahren nach der Abfüllung getrunken werden, kann der Korken hier seine Qualität nicht zum Vorteil ausleben. Ein guter Kork kostet ca. 90 Cent, da muss die Flasche auch entsprechend etwas kosten, damit hier die Verhältnismäßigkeit stimmt.
Also begab man sich auf die Suche nach Alternativen - von denen ich hier zwei vorstellen möchte:
Der Glasverschluss:
Dabei wird ein Glaskorken mittels eines Dichtungsringes auf die passende Flasche gepresst. Hierzu müssen die Flasche und der Verschluss passgenau aufeinander abgestimmt sein, was die Produktion teuer werden lässt.
Der Vorteil ist, dass diese Verschlüsse nachhaltig hergestellt und über den Glascontainer auch wieder recycelt werden können. Dazu ist dieses Produkt völlig geruchs- und geschmacksneutral.
Erfunden wurde das System in Deutschland. Karl Matheis, ein Arzt aus Alzey hat sich von seinen Apotheker-Flaschen inspirieren lassen. Zusammen mit der Firma Alcoa wurde der Dichtungsring erfunden, und für den Transport kommt eine Aluminiumkappe um den Verschluss. Hierdurch werden ein sicherer Transport und eine gute Bruchsicherheit gewährleistet.
Insgesamt ist das Verfahren recht teuer, weshalb man es immer seltener bei Weinflaschen findet, dafür immer öfter bei hochwertigen Spirituosen.
Ich habe bisher alle Glasverschlüsse aufgehoben und verschieße damit regelmäßig Weinflaschen mit abgebrochenen oder sonst wie fehlerhaften Korken.
Insgesamt ein stilvoller Weinflaschenverschluss, wie ich finde.
Der Schraubverschluss:
Man kennt dieses System von Sprudel- oder ähnlichen Flaschen und entsprechend schlecht war zunächst das Image der Weine, die damit verschlossen wurden.
Es gibt eine einfache Kurzversion (Short Cap) und eine mit einer längeren Kapsel (Long Cap). Diese wird heute auch meistens verwendet. Im Deckel der Verschlüsse ist ein Blättchen aus PVC, während die Kapsel selbst aus Aluminium besteht. Durch das Festschrauben schließt sich das Blättchen auf die Flasche und die Dichtung ist stabil. Diese Verschlüsse werden auch Stelvin genannt.
Der Schraubverschluss hat den Vorteil, dass man Flaschen nach dem Anbruch liegend lagern kann, was manchmal im Kühlschrank von Nutzen sein kann.
Ein weiterer Vorteil ist es, dass man auch ohne Korkenzieher jederzeit eine Flasche Wein genießen kann. Wie oft sind wir schon vor einer Flasche mit Korken gestanden und haben versucht, den rauszubekommen (darüber könnte man auch mal schreiben😊).
Auf der anderen Seite müssen diese Flaschen nicht liegend gelagert werden, da hier kein Kork feucht gehalten werden muss.
Neuseeland war eines der ersten Länder, die auf diese Verschlussart setzten und auch schon früh ihre Premiumweine damit verschlossen. Einzig für den deutschen Markt wurden noch Flaschen mit Korken versehen, denn wir akzeptierten lange keine anderen Verschlüsse.
Die Vorgabe der Winzer für lagerfähigen Wein ist, dass der Wein atmen kann. Dies erreicht man heute dadurch, dass ein Zinkblättchen im Deckel liegt, das nicht 100% dicht ist (keine Sorge, da läuft nichts aus) und somit den Wein atmen lässt, als sei es ein guter Korken.
Gleichzeitig verhindert man damit, dass die Weine zu reduktiv werden. Auch muss man bei der Abfüllung etwas anders vorgehen als bei einem Korkverschluss. Das haben die Winzer inzwischen alle gelernt und füllen die Weine in Topzustand ab.
Für mich sind die Vorteile des Drehverschlusses für die Alltagsweine so offensichtlich, dass ich mich im Zweifel heute eher für den Drehverschluss als für den Korken entscheide.
Wie seht Ihr das?
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