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Der Canal du Midi (Kanal des Südens) ist ein bemerkenswertes Bauwerk.


Canal du Mid, Süddfrankreich, Vin du Sud
Canal du Midi im Herbst

Wer nach Südwestfrankreich fährt, kann die Ruhe und Entschleunigung auf einem Hausboot-Urlaub auf dem Canal du Midi erleben. Genauso viel Freude macht es auch, die kleinen Orte, Schleusen und Pfade entlang des Kanals zu Fuß erkunden.

Der Canal du Midi gilt als der älteste noch erhaltene Kanal Europas und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Er wurde zwischen 1667 und 1681 gebaut. Das Ziel war, dass die Schiffe nicht mehr um Spanien und Portugal herumfahren mussten, um das Mittelmeer zu erreichen. Das war damals eine lange und gefährliche Schiffsfahrt, bei der nicht nur Stürme, sondern auch Piraten ein Problem waren. Man suchte also nach einer Möglichkeit, Ware durch das Landesinnere zu transportieren.

Vom Atlantik bis Toulouse konnte man auf der Garonne fahren, aber danach wurde es schwierig. Pierre-Paul Riquet aus Béziers gelang es dann das Meisterwerk zu bauen. Von Toulouse bis Sète am Mittelmeer ist der Kanal 240 Kilometer lang. Es brauchte 63 Schleusen, einen Tunnel und mehrere Brücken, um die Höhenunterschiede zu überwinden. Im Vergleich dazu braucht die Umrundung der iberischen Halbinsel über 3000 km.

Teilweise arbeiteten bis zu 12.000 Arbeiter an dem Kanal. Man muss sich vorstellen, dass es damals kaum technische Hilfsmittel gab und alles mit Harken und Schaufeln ausgegraben, der Aushub in Körbe gehoben und von dort beiseitegeschafft wurde. Die Bezahlung war gut und daher waren viele Arbeiter (Frauen und Männer) an der Arbeit interessiert. Nur zur Weinernte war es schwer genügend Arbeiter zu finden. Heute ist es eher schwer genügend Arbeiter für die Weinernte zu finden😊.

Riquet hat viele Hindernisse der Natur aus dem Weg geräumt. So baute er zum Beispiel den Tunnel de Malpas bei Ensérune. Er führt auf einer Länge von 160 Metern unter dem Hügel von Ensérune hindurch. Kurz vor Baubeginn wurde eine königliche Kommission angekündigt, die kontrollieren sollte, ob Riquet die staatlichen Gelder effektiv einsetzte. Riquet fühlte sich verletzt und in seiner Ehre gepackt. Er setzte alle zusätzlichen Bauarbeiter und die besten Vorarbeiter von benachbarten Bauabschnitten am Tunnel ein und ließ Tag und Nacht für höheren Lohn arbeiten, so dass der Tunnel in nur sechs Tagen zum Durchbruch gekommen sein soll. Die kurz darauf eintreffende Kommission war vor vollendete Tatsachen gestellt. Der Tunnel ist acht Meter unter der Bodenfläche gebaut.

Zwischen Homps und Le Somail, in der Nähe des kleinen Ortes Paraza, hat er eine Brücke für die Schiffe gebaut. Diese Kanalbrücke überwand den Fluss Répudre und so eine Brücke war ein völlig neuer Gedanke gewesen.


Répudre, Kanalbrücke, Riquet, Canal du Midi
Kanalbrücke nahe Paraza

Homps war für drei Jahrhunderte der wichtigste Hafen am Kanal: Hier konnten die Schiffe aneinander vorbei manövrieren und wenden, denn das Gelände war groß genug. Der Hafen wurde ein bedeutender Umschlagplatz für Wein nach Bordeaux, Toulouse und Sète. Heute haben hier die Winzer vom Minervois (so heißt die Weinregion in der Weingegend) ihr „Maison du Vin“. Das Haus kann ich nur empfehlen, wenn Ihr Euch über die Weine der Region informieren wollt. Man hat auch die Möglichkeit, den ein oder anderen Wein zu verkosten.

Das Örtchen selbst ist ebenfalls sehr sehenswert und man findet einige nette Restaurants.


Der Hafen von Homps am Canal du Midi im Minervois
Hafen vom Homps

Weiter den Kanal entlang gibt es kurz hinter Argeliers mein absolutes Lieblingsrestaurant: Auberge de la Croisade. Das Restaurant liegt direkt am Kanal und war früher mal eine Station, wo die Pferde zum Treideln gewechselt wurden. Heute ist es ein Restaurant mit hervorragender Küche mit ausgewählten Zutaten. Man kann zu jeder Jahreszeit hier gut essen, aber im Sommer unter den Platanen zu sitzen ist immer wieder ein besonders Erlebnis. Es empfiehlt sich den Chef nach seiner Weinauswahl zu fragen – ich bin bisher immer positiv überrascht worden.



Restaurant am Canal du Mid, Auberge de la Croisade
Auberge de la Croisade

Von Anfang an wurde der Kanal nicht nur für den Warentransport, sondern auch für die Beförderung von Post und Personen genutzt. Letztere konnten in vier Tagen von Agde nach Toulouse oder umgekehrt reisen. Die Zwischenetappen endeten in Le Somail, Trèbes und Castelnaudary, wo es Herbergen, Hotels und sogar kleine Kirchen für einen Messebesuch gab. Auch die Stationen für das Mittagessen waren festgeschrieben: Négra, Beteille, La Redorte und Béziers. Eigentlich, wie bei einer Pauschalreise!! Die eingesetzten Boote waren schneller und wesentlich komfortabler als die Kutschen auf den schlechten Straßen. In der Mitte jeder Etappe gab es eine Pause, in der die Reisenden das Mittagessen einnahmen und die Pferde gewechselt wurden. An Mehrfachschleusen und Schleusentreppen wurde nicht das Boot durchgeschleust, sondern die Reisenden stiegen in ein anderes Boot um, was Zeit (und auch Wasser) sparte. Fährt man weiter entlang des Kanals kommt noch ein fantastisches Bauwerk auf Euch zu: Die sechsstufige Schleusentreppe bei Béziers (Fonseranes). Hier werden die Schiffe in sechs Etappen um 13,6 Meter gehoben bzw. gesenkt. Die Durchfahrt dauert bergwärts rund 45 Minuten, talwärts 30 Minuten, wobei wechselweise zeitlich begrenzt nur hinauf oder nur hinunter geschleust wird.



Schleusentreppe am Canal du Mid bei Béziers in Südfrankreich
Schleusentreppe bei Béziers

Es gibt noch viele weitere Geschichten, die man über den Kanal erzählen könnte. Am besten Ihr macht Euch ein eigenes Bild davon.

A bientôt

Eure Signe


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