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Der Gutedel Die unbekannte Rebsorte

Updated: Nov 24, 2022


Eine Gutedeltraube aus dem Markgräflerland
Gutedeltraube

In nur einer Region in Baden, im Markgräflerland, wird die Rebsorte im großen Stil ausgebaut. Hier macht sie fast ein Drittel der Anbaufläche aus und das zu Recht.

Mit seiner dezenten Säure und moderaten Alkoholwerten ergibt sie genau den Wein, den man heute gerne trinkt.


Man könnte sie für einen Alltagswein halten, aber immer mehr Winzer haben ein besonderes Augenmerk auf die Sorte gelegt und produzieren heute Weine in großer Vielfalt.


Zunächst die Frage: Wo kommt sie her?


Die Weißweinsorte zählt zu den ältesten bekannten Rebsorten. Die genaue Herkunft ist unbekannt. Die bekannten Rebsorten-Forscher Dr. José Vouillamoz und Claire Anrold hatten im Jahr 2009 eine historisch-genetische Studie durchgeführt, die zeigte, dass der Gutedel aus dem Genfersee Bogen stammt, und dort höchstwahrscheinlich aus dem Waadtland.


Rebstöcke im Herbst mit beginnender Laubverfärbung
Bild von Stefanie Lehmann - Weinberge im Markgräflerland



Und wie kam die Rebsorte ins Markgräfler Land?


Die einheitliche, großflächige Verbreitung des Gutedels soll dem letzten Markgrafen und ersten Großherzog von Baden Karl Friedrich (1728-1811) zu verdanken sein.


Er ließ 1780 Gutedel-Setzlinge aus Vevey am Genfer See kommen. Dort hatte er Reben und Wein in seiner Studienzeit auf der Ritterakademie in Lausanne schätzen und lieben gelernt.

Er förderte den Rebbau im Markgräfler Land und veranlasste, dass die Weinstöcke nur in guten Lagen und im reinen Satz angebaut wurden. Damals war es noch üblich viele verschieden Rebsorten auf demselben Feld anzupflanzen.


Da nun die Rebsorte reinsortig ausgebaut werden konnte, erlangte sie bald einen guten Ruf und soll damals sogar Markgräfler genannt worden sein, was wiederum der Region den Namen gegeben haben soll. (Ob das stimmt, sei dahingestellt.).


Woher kommt der Name?


Der Wein galt als „gut“ und „edel“, was dann zum Namen der Rebsorte Gutedel geführt haben soll.


Wo wird der Wein angebaut?


Weltweit wird die Sorte auf ca. 20.000 ha angebaut, dient aber in vielen Ländern als Speisetraube. Nur in wenigen Regionen der Welt wird sie in großen Mengen zur Weingewinnung angebaut.


Die größte Wertschätzung und damit auch das größte Weinanbaugebiet ist die Schweiz

Hier wird die Traube Chasselas genannt und wächst auf ca. 3.800 ha vorwiegend am Genfersee und im Waadtland.. Insgesamt sind 26 % der Weinproduktion der Schweiz aus dieser Traube. Eine Besonderheit gibt es im Wallis, denn hier (und nur hier) darf die Sorte Fendant genannt werden.


In den höher gelegenen Rebgärten der Schweiz finden sich auch sehr hochwertige Cru-Weine, die neben Frische auch Würze und Raucharomen aufzeigen können.

Ein Beispiel ist die Lage Clos du Rocher in Yvorne, die zu fast 96% mit Chasselas-Reben bepflanzt ist.


Cru-Reben von Gutedel in der Schweiz
Clos du Rocher in Yvorne


In Frankreich wird die Traube vorwiegend im Elsass, an der Loire und in den Savoyen angebaut. Auch hier spricht man von Chasselas, wenn man über Gutedel spricht. Es gibt aber nur noch ca. 100 ha der Reben im Land.


In Deutschland werden ca. 1.100 ha angebaut, wovon der größte Teil der Reben in Baden im Markgräflerland stehen. Zudem gibt es noch etwas Gutedel in Saale-Unstrut. Geringe Vorkommen sind auch in Sachsen, der Pfalz und in Rheinhessen vorhanden.


Was macht die Sorte so besonders?


Der Gutedel wird meist trocken ausgebaut und ergibt neutrale, säurearme Weine mit dezentem Zitrusduft, Mandeln, weißen Blüten, dezente Apfelaromen und manchmal auch etwas Minze sind erkennbar. Sie ist dafür bekannt, dass sie sich je nach dem Terroir entsprechend unterscheidet.

Ein Wein aus dem Markgräflerland schmeckt deutlich anders als ein Wein aus der Schweiz, denn hier wird der Wein oft mit BSA (biologischer Säureabbau) ausgebaut, was die Weine schmelziger und mundfüllender wirken lassen. Ein großes Anbaugebiet ist die Region um Yvorne. Die Weine zeigen oft eine besondere Mineralität und erlangen dort als Cru-Weine eine besonders hochwertige Qualität.


In Deutschland bevorzugt man die Frische des Weines herauszustellen.

Aber auch hier wird immer öfter variiert. Eine große Beliebtheit erfahren Weine, die man länger auf der Hefe liegen lässt und dadurch eine größere Tiefe im Ausdruck haben. Diese Weine werden meist Chasslie oder Chasselas-sur-lie genannt.


Es gibt auch Weingüter, die den Wein ins große Holzfass legen und damit Weine mit einer besonderen Tiefe und Lagerfähigkeit erreichen.

Auch sogenannte Orange-Weine, also Weine die mit Schale vergoren werden, kann man immer öfter finden.


Das Weingut Ziereisen in Efringen-Kirchen hat es mit seinem Gutedel Jaspis 10 hoch 4 vom Jahrgang 2015 sogar 100 Punkte beim Gault&Millau geschafft. Das hat noch niemals ein Gutedel zuvor geschafft.


Was bringt die Zukunft?


Allgemein wird gesagt, dass der Gutedel früh getrunken werden soll, aber mehr und mehr Winzer lassen die besonders guten Qualitäten 10 oder mehr Jahre reifen, bevor sie diese auf den Markt bringen. Hier sei auch nochmals das Weingut Ziereisen erwähnt. Es baut Gutedel-Weine aus, die 20 und mehr Jahre lagerfähig sind.


Sicherlich tragen auch die diversen Wettbewerbe dazu bei, dem Wein mehr in den Fokus der Verbraucher zu bringen.


So findet jedes Jahr in Badenweiler der Gutedel Cup statt, bei dem oft mehr als 200 Weine von einer mehrköpfigen Jury beurteilt werden.


In der Schweiz gilt das Mondial de Chasselas als die Veranstaltung für hochwertige Chasselas und immer öfter steht auch ein deutscher Wein auf dem Siegertreppchen.


Wer die Weine des Markgräflerlands selbst testen will, geht an Himmelfahrt zum Gutedel-Tag in die Weinberge zwischen Staufen und Müllheim. Hier haben die Weinkeller geöffnet und laden dazu ein, die Spezialität der Region zu schmecken.


Apropos schmecken:

Gutedel kann aufgrund der milden Säure einfach als Terrassenwein getrunken werden. Er passt aber auch hervorragend zu Fisch und milden Käsesorten. In der Schweiz ist es der klassische Begleiter zu Käsefondue und Raclette.


Ein leckeres Käsefondue mit einem Glas Weißwein aus der Gutedel Rebsorte
Käsefondue



Viel Spaß beim Erkunden der Weine aus der leckeren Traubensorte.


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